Führende Politiker der Bundesrepublik sind der Meinung Deutschland müsse mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. „Verantwortung übernehmen“ bedeutet in der gängigen Lesart vor allem „Soldaten in die Welt zu schicken“. Aber nicht etwa wie unser alter Bundespräsident Köhler meinte „um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege“ sondern es geht – wie unser aktueller Bundespräsident sagt – „um Gewalt, auch militärische Gewalt […] um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden“. Dieser urchristlichen Dialektik möchten einige hartleibige Atheisten zwar nicht folgen, aber ein anderer Satz unseres Staatoberhauptes kann vielleicht auch diese Skeptiker überzeugen, dass „Verantwortung übernehmen“ prinzipiell möglich sein könnte: „„Ohne uns“ als purer Reflex kann keine Haltung sein, wenn wir unsere Geschichte ernst nehmen“ sagt BP Gauck. Gute Idee. Dann nehmen wir doch mal unsere Geschichte ernst:
Das größte moralische Versagen in der deutschen Geschichte ist sicherlich der Holocaust. Ich denke, es wäre an der Zeit dafür nun endlich wirklich die Verantwortung zu übernehmen und dem jüdischen Volk eine neue Heimstätte anzubieten. Israel – so scheint es – ist nicht der ideale Ort für das Judentum. Terroranschläge, ständiger Krieg mit den Nachbarn und deren Vernichtungsphantasien lassen nicht erwarten, dass es dort in absehbarer Zeit ein friedliches Zusammenleben geben könnte. Was kann Deutschland da tun?
Wir bieten dem Judentum eine neue Heimat: Israel hat zusammen mit den Golanhöhen und Ost-Jerusalem eine Fläche von knapp 22.000 qkm. Allein Mecklenburg-Vorpommern mit über 23.000 qkm ist größer als ganz Israel. In Mecklenburg leben deutlich weniger als 2 Millionen Einwohner (ungefähr so viele Araber leben auch in Israel). Das heißt in Mecklenburg ist mehr als genug Platz für die gut 6 Millionen Juden aus Israel. Natürlich muss die neue Heimstadt des Judentums nicht unbedingt Mecklenburg-Vorpommern sein, auch Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Thüringen kämen in Frage. Wobei Sachsen-Anhalt und Thüringen jeweils alleine nicht reichen würden. Sachsen hingegen kommt grundsätzlich nicht in Frage wegen PEGIDA (das „I“ würde sofort zur „Israelisierung“ umdefiniert und der Terror wäre über kurz oder lang nur von Palästina nach Sachsen verlagert). Scherz beiseite: Sachsen ist einfach zu dicht besiedelt und deswegen ungeeignet.
Man könnte natürlich auch eine Zusammenlegung von Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Thüringens (sowie vielleicht des niedersächsischen Wendlands) zu einem „Neu-Israel“ in Betracht ziehen, einem länglichen neuem Staat entlang der früheren Innerdeutschen Grenze. Auch andere geographische Lösungen wären denkbar. Zum Beispiel ein Streifen entlang der polnischen Grenze. Vielleicht würden unsere polnischen Nachbarn sogar auch ein paar Quadratkilometer mit dazu geben.
Einen geographischen Flickenteppich (aus jedem Bundesland ein paar dünn besiedelte Landkreise) wäre zwar denkbar, würde aber vermutlich in Israel auf wenige Gegenliebe stoßen. Man würde das Angebot vermutlich (und zu Recht) als halbherzig zurückweisen oder darin sogar eine versteckte Kritik an Israels Siedlungspolitik sehen.
Warum die neuen Bundesländer? Sie bieten sich an, weil sich das Gebiet seit der Wiedervereinigung ohnehin entvölkert. Eine Zuwanderung von sechs bis sieben Millionen Juden würde hier eine Trendwende für die Region einleiten. Neu-Israel könnte in die EU aufgenommen werden und den Euro einführen und Mitglied der europäischen Familie werden. Die Errichtung der notwendigen Wohnungen und der Infrastruktur in dem ausgewählten Gebiet wäre ein Konjunkturprogramm für ganz Deutschland (nur so als Argument für diejenigen, für die die Übernahme von Verantwortung nur dann sinnvoll ist, wenn man damit Geld verdienen kann).
Die Überlegungen zeigen: Das Angebot eines freiwilligen Umzugs der jüdischen Bürger Israels nach Neu-Israel auf deutschem Boden würde davon zeugen, dass Deutschland bereit ist endlich mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Wenn das Angebot angenommen wird (und wer könnte daran zweifeln, dass es angenommen wird) dann würde einer der gefährlichsten Dauerkonfliktherde in der Welt entschärft. Deswegen: Erst einmal die alte Verantwortung abarbeiten, bevor man neue übernimmt.